Herzschlag der erlebten Zeit
Irgendwie bin ich 1988 auf die Idee gekommen, das Radioprogramm systematisch nach interessanten Sendungen zu durchforsten. So geriet ich eines Tages in eine der letzten Folgen der „Flöte der Bärenreiter“. Leider hatte ich mir weder den Namen der Sendung noch den Tag notiert, so daß ich die Sendung mit der verrückten Geschichte nicht auf Anhieb wiederfand, sondern erst wieder die zweite (?) Folge des „Atlas-Projekts“ hörte.
Seit dem ist „Pops tönende Wunderwelt“ ein fester Bestandteil meines Lebens: Der Herzschlag der Zeit, der die erlebte Zeit in einen Rhythmus bringt. Insbesondere war die Wunderwelt ein regelmäßiges Ereignis, auf das man sich freuen konnte: Auch wenn der Rest der Woche nicht so erfreulich war, hatte man vorher schon die Gewissheit, daß die Woche mit zwei wunder-vollen Stunden endet.
Am Anfang habe ich nur die erste Sendestunde gehört und vielleicht die ersten paar Lieder der zweiten Stunde. Am nächsten Tag mußte ich ja zur Schule. Bald ließ ich dann aber eine Cassette laufen, so daß ich dann auch
die zweite Sendestunde (zeitversetzt) hören konnte. Leider habe ich die Cassetten immer wieder überspielt. Wenn ich nur gewußt hätte, daß ich mit diesen Cassetten heute stinkreich hätte werden können...
Neben dem bloßen Zuhören waren da natürlich noch die Pop-Rätsel, an denen ich mich oft eifrig beteiligt habe. Wenn ich mal ein Rätsel nicht lösen konnte, war es schier unerträglich, auf die Auflösung zu warten. Mir haben auch die Diskussionen viel Spaß bereitet, wobei rückblickend habe ich mich dabei wohl auch mal im Ton vergriffen, vielleicht sogar regelmäßig.
Die Musik hat meinen Horizont erheblich erweitert. Dabei waren es nicht nur die gespielten Titel, die mich geprägt haben, sondern vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der Musik aus aller Welt ohne Exotismus gleichwertig nebeneinander stand.
Das Ende der Wunderwelt wird eine Lücke hinterlassen. Aber es bleibt eine Fülle von Erinnerungen. Vielen Dank und auf Wiederhören!
Rolf-Günter aus B.